Piepers Eltern

aus „Rheine Gestern Heute Morgen“ Nr. 1/91
von Werner Overesch

Begegnet man Professor Pieper, sei es in Münster, sei es in Elte oder auch in seinen Vorlesungen irgendwo in der Welt, die stets großen Zuspruch gerade bei den jugendlichen Hörern haben, so begegnet man einem Philosophen, der auch so aussieht wie ein Philosoph: weißhaarig, gebildet, nobel, geistreich, lebensnah, würdig und, auch das ist bemerkenswert, mächtig der plattdeutschen Sprache.

Das Dorf Elte ist sein Geburtsort, hier erlebte er Kindheit und Heimat und wenn Heimat eines des elementarsten Grunderlebnisse der Menschheit ist, wurde es ihm im Dorf geprägt. Geboren wurde er am 04. Mai 1904 im alten Lehrerhaus gegenüber der Dorfkirche, scheinbar zufällig und doch nicht grundlos. Sein Vater war Lehrer
an der Dorfschule in Elte:

„Im vorletzten Jahr des vergangenen Jahrhunderts, es war genauer gesagt Ende Februar 1899, setzt nach einer umständlichen Eisenbahnfahrt ein junger Lehrer, drei bis vier Wochen zuvor großjährig geworden, zu guter Letzt mit dem Fährboot über die Ems und gelangte so in das münsterländische Dorf Elte, um dort seine erste Stelle anzutreten. Er kam frisch vom Lehrerseminar in Büren. Sein Reisegepäck machte ihm nicht allzu sehr zu schaffen. Mehr als einen Anzug und etwas Wäsche hatte er gewiss nicht im Koffer, wahrscheinlich aber die 13 Bände der um 1820 bedruckten Schiller-Ausgabe, die heute auf meinem Bücherbord stehen. Dagegen bin ich durchaus nicht sicher, ob er wohl einen Mantel besaß. Vermutlich ist er schon Tage nach der Ankunft dem Mädchen begegnet, das wenige Jahre später seine Frau und meine Mutter werden sollte. Diese eben der Schule entwachsene, spröde Dorfschöne zwischen 14 und 15 hätte er wohl überhaupt nicht leicht übersehen können; aber nun war sie zufällig die Tochter jener Witwe, in deren Gasthof der neue Lehrer regelmäßig  eine Mahlzeit nahm.“

So Pieper über die Anfänge der Familie Pieper im Dorf Elte in seinen Lebenserinnerungen.
Junglehrer Heinrich Pieper übernahm alleinverantwortlich die Schule in Elte und die bis dahin bescheiden dahindämmernde Schulwelt Eltes wurde entscheidend aufgehellt. Es ging bergauf mit der Schule in Elte. Der Chronist sagt hierzu anlässlich der Verabschiedung des in Elte hochgeachteten Pädagogen, den eine Berufung in die Provinzhauptstadt Münster erreicht hatte:

„Lehrer Heinrich Pieper hat sich in einer 13jährigen Wirksamkeit um die Schule und als populärer Mann des Volkes auch um die Gemeinde Elte große Verdienst erworben. Er hat der Schule wieder ein Gesicht gegeben.“

Die Familie Heinrich Pieper zog um nach Münster und damit endete auch eine 8jährige „Kindheit auf dem Dorfe“ von Josef Pieper.